Informationen zum Latinum
Inhalt:
1.) Definition & Anforderungen des Latinums
2.) Vorraussetzungen für den Erwerb des Latinums an der Schule
3.) Bedeutung des Latinums und der lateinischen Sprache
Ad 1.) Definition & Anforderungen des Latinums:
Das Latinum ist ein Nachweis über lateinische Sprachkenntnisse. Latinum ist die Kurzform für „examen Latinum", also „Lateinische Prüfung". Seit 1979 ist in den meisten deutschen Bundesländern das Latinum ("KMK-Latinum") an Stelle des früher üblichen „großen" oder „kleinen" Latinums getreten. Dabei gibt es in einigen Bundesländern die Möglichkeit, neben dem Latinum weiterhin das kleine oder große Latinum zu erwerben. Wer das Latinum nicht während der Schulzeit erworben hat, aber z. B. als Studienvoraussetzung für bestimmte Fächer benötigt, kann es nach einer Erweiterungsprüfung zum Abitur erhalten. An vielen Orten gibt es Ferienkurse, die auf diese Prüfung vorbereiten, auch die meisten Universitäten bieten (kostenlose) Lateinkurse an. Alternativ kann das Latinum auch an Fernschulen per Fernunterricht erworben werden. Im Gegensatz zu Deutschland ist das Latinum in vielen anderen Ländern unbekannt, dort werden zumeist auch keine Lateinkenntnisse mehr gefordert.
In Deutschland ist Bildungspolitik Ländersache. So kam es zu einer oft störenden Uneinheitlichkeit der Qualifikationen und Definitionen sowohl zwischen den Schulen- als auch zwischen den Universitäten der Länder: Als Lateinabschlüsse existieren neben dem „Latinum" (L) in einigen Bundesländern noch das „große Latinum" (GL) und/oder das „kleine Latinum" (KL). Über die jeweiligen Definitionen können die Kultusministerien Auskunft geben.
Neben dem Latinum kann als Lateinqualifikation das kleine Latinum erworben werden in
- Nordrhein-Westfalen,
- Thüringen.
Neben dem Latinum kann als Lateinqualifikation das große Latinum erworben werden in
- Baden-Württemberg,
- Mecklenburg-Vorpommern,
- Rheinland-Pfalz,
- Saarland.
Neben dem Latinum können als Lateinqualifikationen das große und das kleine Latinum erworben werden in
- Bremen,
- Hamburg,
- Niedersachsen,
- Sachsen-Anhalt,
- Schleswig-Holstein.
Einzige Lateinqualifikation ist das Latinum in
- Bayern,
- Berlin,
- Brandenburg,
- Hessen,
- Sachsen.
Unterschiede:
• Lateinkenntnisse
• Latinum
• Kleines Latinum
• Großes Latinum
Lateinkenntnisse: Einige Bundesländer haben schon vor Jahren den Begriff „Latinum" abgeschafft und sprechen nur noch von „Lateinkenntnissen". Die Anforderung sind jedoch an fast jeder Uni verschieden. Teilweise liegen die „Lateinkenntnisse" auf dem Niveau des „Kleinen Latinum"; in nicht wenigen Fällen jedoch sehr viel höher.
Kleines Latinum: Lateinkenntnisse, die sich früher im Bereich „Caesar, Bellum Gallicum" bewegten, heute aber eher im Bereich „Cicero, Reden" anzusiedeln sind. Einige Universitäten setzen ein höheres Niveau voraus.
Latinum: Verschiedenen Institutionen schien der Begriff „Kleines Latinum" zu minderwertig. Getreu dem Motto „Mehr scheinen als sein" wurde er abgeschafft und durch den allgemeinen Begriff „Latinum" ersetzt. Die Anforderungen blieben jedoch fast immer gleich.
Großes Latinum: Lateinkenntnisse mit erheblich höherem Niveau und strengeren Prüfungen als beim „Kleinen Latinum".
Ad 2.) Voraussetzungen für den Erwerb des Latinums an der Schule:
Bis zum Abitur können die drei Latina erworben werden durch erfolgreiche Teilnahme an aufsteigendem Pflichtunterricht gemäß folgender Übersicht. Die erfolgreiche Teilnahme ist dann nachgewiesen, wenn in dem für den Nachweis gültigen Zeugnis mindestens die Note "ausreichend" (5 Punkte) erreicht worden ist. Bitte beachtet, dass auch hier gilt: Uneinheitlichkeiten zwischen den Bundesländern!
Voraussetzungen für den Erwerb des Kleinen Latinums:
Lateinunterricht vom 5. bis 10. Schuljahr (Anerkennung auch bei mangelhaften Leistungen) oder
Lateinunterricht vom 7. bis 10. Schuljahr oder
Lateinunterricht vom 9. bis 10. Schuljahr und Fortsetzung in der 11. Jahrgangsstufe oder
Lateinunterricht von Jahrgangsstufe 11 bis 13.
Voraussetzungen für den Erwerb des KMK-Latinums:
Lateinunterricht vom 5. bis 10. Schuljahr oder
Lateinunterricht vom 7. bis 10. Schuljahr und Fortsetzung in mindestens dreistündigem Unterricht der 11. Jahrgangsstufe oder
Lateinunterricht vom 9. bis 10. Schuljahr und Fortsetzung in der Oberstufe bis einschließlich 12. Stufe oder
Lateinunterricht von Jahrgangsstufe 11 bis 13, wenn er als drittes Prüfungsfach betrieben wurde, oder wenn Latein als Grundkurs belegt und im Zusammenhang mit dem Abitur eine dem dritten Prüfungsfach entsprechende gesonderte Prüfung abgelegt wurde.
Hessen: Als 3. Fremdsprache in der 9. und 10. Klasse muss man Latein bis zum Ende der 13. Klasse nehmen um das Latinum zu erhalten
Voraussetzungen für den Erwerb des Großen Latinums:
Lateinunterricht vom 5. bis 10. Schuljahr und Fortsetzung in mindestens dreistündigem Unterricht der 11. und 12. Jahrgangsstufe oder
Lateinunterricht vom 7. bis 10. Schuljahr und Fortsetzung in der Oberstufe bis einschließlich 13. Jahrgangsstufe (ohne Prüfung) oder
Lateinunterricht vom 9. bis 10. Schuljahr und Fortsetzung in der Oberstufe als Schwerpunkt- und Leistungsfach.
Ad 3.) Bedeutung des Latinums und der lateinischen Sprache
Fürs Studium: Zur Zeit gibt es etwa 120 Fächer und Spezialfächer, deren Studien- und Prüfungsordnungen Latein vorschreiben.
Latein sollte man als Schüler lernen, nicht erst als Student. Aber leider werden Schüler häufig zu spät oder gar nicht darüber informiert, welche Bedeutung Latein für zahlreiche Studienfächer hat. An manchen Gymnasien wird Latein noch nicht einmal angeboten! Die Folge ist, dass Latein dann während des Studiums nachgelernt werden muss. Das kostet vor allem wertvolle Studienzeit. Für den Erwerb des Latinums sind - so die Faustregel – bei mittlerer Sprachbegabung zwei Semester lang täglich etwa vier Stunden aufzubringen. Trotz des großen Einsatzes, den Studenten in solche Latinumskurse investieren, ist die Misserfolgsquote leider sehr hoch.
Auch deshalb sind Kultusministerien und Schulen dringend aufgefordert, ihre Verantwortung für eine rechtzeitige Information der Schüler über Latein als Studienvoraussetzung wahrzunehmen und dafür zu sorgen, dass Schüler überall in Wohnortnähe die Chance haben, gründlich Latein zu lernen!
Allgemein: Heute spielt das Lateinische als gesprochene Sprache keine ins Gewicht fallende Rolle mehr. Im Gegensatz zu den modernen Fremdsprachen dient der Unterricht in Latein dem Verstehen, nicht der Verständigung. Wer Englisch oder Französisch lernt, möchte lernen, sich an einer fremden Sprache in bestimmten Situationen verständlich zu machen (z.B. Reise, Einkauf) oder einen anderen zu verstehen, der sich in einer fremden Sprache ihm verständlich machen will (z.B. Lektüre, Referat, Vorlesung, Diskussion).
Verstehen meint hier das Begreifen einer fremden Kultur, Denkgewohnheit und Weltsicht, deren Überlieferung überwiegend durch Sprache erfolgt. Der Spracherwerb orientiert sich an diesem Kulturgut und leitet von ihm den benötigten Wortschatz ab, da die Kultur, Denkgewohnheit und Weltsicht der Römer teils unmittelbar, teils als Vermittler der griechischen Kultur das heutige Europa und durch Europa einen großen Teil der heutigen Welt vielfach beeinflusst hat, versuchen wir, uns selbst zu begreifen, wenn wir die Römer zu begreifen versuchen.
Aus diesem Grunde lernt man auch Latein in Europa und nicht z.B. eine asiatische Sprache, obwohl die asiatischen Kulturen der europäischen zumindest gleichwertig sind. Sie haben aber mit ihrer Vergangenheit keinen erkennbaren Einfluss auf unsere Gegenwart. Anderseits hat die lateinische Sprache mit einer asiatischen Sprache gemeinsam, dass sie gegenüber den europäischen Gegen-wartssprachen einen hohen Grad von Fremdheit und Andersartigkeit aufweist und somit Einblicke in die eigene Sprache und gleichzeitig Distanz zu ihr vermittelt.
Da im Lateinunterricht keine aktive Beherrschung der Sprache angestrebt wird, bleibt Zeit, über die Mechanismen der Sprache im Allgemeinen nachzudenken. Man kann z.B. untersuchen, wie Sprache und Denken sich gegenseitig beeinflussen. Es können aus der Betrachtung der allgemeinen grammatischen Struktur der menschlichen Sprache Erkenntnisse für das Erlernen weiterer Fremdsprachen gewonnen werden.
Die ist eine Komposition zum Thema "Latinum" von Latein24.de. Zu dieser Zusammenstellung wurden folgende Quellen Verwendet:
Deutscher Altphilologenverband (DAV)
Wikipedia
Niederrhein-Kolleg
Medicamina
JP-Magister