Die Realität steht im Vordergrund

„Non, je ne suis pas bavarde, moi!” Nein, sehr gesprächig sei er ganz und gar nicht – und dennoch beantwortete er alle Fragen der über siebzig Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Vegesack, des Ökomenischen Gymnasiums (beide Bremen) und unseres Gymnasiums ausführlich.

Eriv Sanvoisin

„Non, je ne suis ni acteur, ni lecteur professionnel. Je suis seulement auteur.” Nein, er sei kein Schauspieler, noch professioneller Vorleser – er sei „nur” Autor und Familienvater von neun Kindern: Die Rede ist von Eric Sanvoisin, Autor des Romans Le Parloir, eines der vier für den Prix des lycéens allemands vorgeschlagenen Büchern. Und trotzdem waren die jungen Zuhörer und ihre Französischlehrerinnen, beeindruckt von der mitreißenden, lockeren Art des Schriftstellers von über sechzig Büchern, von denen Le Parloir ein besonderer Roman ist: Anders als in seinen bisher geschriebenen meist phantastischen Romanen für Kinder, schrieb Sanvoisin diesen Roman für „ältere” Heranwachsende.

Eriv Sanvoisin 2Ungewöhnlich ist der Ort des Geschehens des Romans, ein Gefängnis, indem der 18jährige inhaftierte Protagonist Yan schweigt und nichts zu seiner Verteidigung - ihm wird der Mord an dem Vater seiner Freundin angehängt - sagen möchte – oder kann? Dies lässt sein Schöpfer Sanvoisin bewusst offen. Wichtig sei ihm die Geschichte, die Handlung, die abgebildete Realität - so wie das Leben eben ist. Dass solche geschilderten Ereignisse die Leser zum Nachdenken anregen, sei durchaus wünschenswert, aber nicht bewusst intendiert. Beabsichtigt aber sei das offene Ende des Romans, was in der abschließenden „Statement-Runde”, in der die Schülerinnen und Schüler auf kleinen Zetteln Kritik zu Le Parloir aufschreiben durften, in einem Schülerbeitrag positiv kritisiert wurde. Wie die Handlung des Le Parloir endet, wird auch hier nicht verraten…

Die kreative Gestaltung der Lesekisten und der Plakate, die unsere Schülerinnen und Schüler zu den Romanen des Prix des lycéens angefertigt hatten und in der Schulmediothek ausgestellt sind, wurden besonders lobend hervorgehoben: Frau Addario, Sprachattachée des Institut français (IF) in Bremen, und Frau Dias, Sprachassistentin des IF, bewunderten die liebevolle und ideenreiche Arbeit.

 Lesekisten 1Lesekisten 2  

In den nächsten Tagen wird Herr Sanvoisin, der mit seiner Ehefrau Pascale nach Deutschland kam, im Rahmen des Prix des lycéens seine Tournée im Norden Deutschlands in Begleitung von Frau Addario und Frau Dias fortsetzen und noch so manchen Schülerinnen und Schülern erzählen, dass er eigentlich Bücher gehasst habe - bis er im Alter von zehn Jahren selber zu schreiben anfing und danach Bücher nur noch so verschlungen habe.

Wer weiß, vielleicht steckt in manchen von uns ein großer Autor. Fangen wir doch nur an zu schreiben – ob reale Welt oder Phantasieland, es gibt viele Geschichten, bringen wir sie doch zu Papier, egal in welcher Sprache!